Vorbeirauschendes Wasser
Sengend brannte die Sonne nieder
Ich lief einfach weiter, hob immer wieder
Die Füße, die schon müde waren.
Kein einziges Wölkchen bedeckte den klaren
Himmel, der so blau erstrahlte,
wie ihn noch nie ein Künstler mahlte.
Der Sand, er knirschte unter den Schuhen
Doch fand ich kein Schatten, um auszuruhen,
nur hier und da einen dürren Strauch:
Abweisend, einsam, trocken und auch
Mit kleinen spitzen Dornen besetzt-
Ihn hatte wohl lange kein Regen benetzt.
Ich sank zu Boden und konnte nicht weiter,
ich gab nicht auf, doch auch ein zweiter
Versuch mich auf die Beine zu bringen
Wollte nicht so recht gelingen.
Mir brannte der heiße Sand im Gesicht,
doch das bemerkte ich fast nicht.
Wie lang lag ich da, um der Stille zu lauschen,
als kaum bemerkbar ein schwaches Rauschen
mir in meine Ohren drang,
das wie fließendes Wasser klang.
Doch hob ich den Kopf aus dem Sand empor
Herrschte Stille- wie zuvor.
Enttäuschung drückte den Kopf wieder nieder
Doch kurz darauf hörte ich wieder
Dieses Geräusch, wie wenn Wasser fließt
Wenn es durch einen Engpass schießt.
Könnte vielleicht unter Sand und Stein
Ein unterirdischer Wasserlauf sein?
Die Hoffnung ließ Hände zu Schaufeln werden
Vergessen waren alle Beschwerden
Das Rauschen wurde immer lauter.
Ja, es war ein sehr vertrauter
Klang, der fließendes Wasser versprach.
Der Boden gab meiner Anstrengung nach,
und endlich stieß ich auf - hartes Metall.
Ich klopfte daran, doch ein dumpfer Schall
War die Antwort, die ich bekam.
Obwohl ich das Wasser rauschen vernahm
Konnte ich es nicht gewinnen,
denn es floss in geschlossenen Rinnen.
Vorbei an mir in weite Ferne
Ich bin so durstig und hätte gerne
Mich an diesem Wasser erfrischt,
nun fühl ich, wie meine Hoffnung erlischt.
An diesen Stahl brauch‘ ich nicht klopfen
Ich bekomme hier nicht einen Tropfen.
Sie rauschen vorbei, die Wasserfluten
Wohin? Das kann ich nur vermuten
Doch hinterlassen sie keine Spur.
Sie durchströmen die Wüste und haben nur
Ein schönes, fernes Land im Sinn
Für das dürstende Land sind sie kein Gewinn.
Wie oft rauschtest du an mir vorbei
Suchst Glück in der Ferne- und dabei
Könntest du für mich Wasser sein –
Wie oft kann ein Wort, ein Blick allein
Ein ermüdetes Herz wieder neu beleben
Und neue Kraft zum leben geben?
Wie oft hab‘ ich den Durst übersehen
Von Menschen, die an mir vorübergehen?
Jetzt ist die Zeit um Wasser zu reichen
Doch kann diese Zeit sehr schnell verstreichen,
dann gießt man die Blumen auf einem Grab
mit dem Wasser, das man nicht weitergab.
Thomas Baumgärtner (Dezember 2019)